Detransition, Baby

Eine trans Frau, eine cis Frau und eine zum Zeitpunkt der Geschichte sich männlich präsentierenden Person mit einer Vergangenheit als trans Frau, eruieren die Möglichkeit, eine unkonventionelle Familie zu Gründen.

Als Ames seine geschiedene Chefin Katrina schwängert und sich damit überwältigt sieht, die Vaterrolle in einer cis-normativen Beziehung einzunehmen, offenbart er ihr seine Vergangenheit als trans Frau Amy und die Detransition zurück in eine männliche Rolle. Die Detransition beendete Amy’s langjährige Beziehung zu einer trans Frau namens Reese, deren größter Wunsch es ist, Mutter zu werden.

Es entsteht ein Dilemma, in dem Ames kein Kind als Vater großziehen möchte, Katrina kein Kind alleine großziehen möchte und Reese keine Mutter zweiter Klasse sein möchte. Das Trio befindet sich im Konflikt zwischen der Entscheidung einer Abtreibung oder Ames' Vorschlag zu folgen, und eine gemeinsame queere Familie zu gründen. Als sei dies nicht schon Herausforderung genug, wird in ausschweifenden Rückblicken in die teils gemeinsame Vergangenheit der Protagonisten deren komplexe und vielschichtige Lebenswege aufgearbeitet.

She knew that no matter how you self-identify ultimately, chances are that you succumb to becoming what the world treats you as.

Torrey Peters zeichnet ein authentisches, chaotisches und emotional berührendes Bild von trans Kultur in New-York. Sie behandelt dabei zwar trans Tropes, Trauma, Chasers, Missbrauch, Coming Out und HIV, aber die Charaktere entsprechen keiner klassischen trans Klischee-Figur. Die persönlichen Erfahrungen der Autorin als trans Frau aus Brooklin werden in diesem Buch positiv deutlich.

“I forget what it’s like being around trans women,” he admits. “That for once, I’m not the only one constantly analyzing the gender dynamics of every situation to play my role.”

Es gibt sicherlich einige Situationen im Buch, mit denen sich viele trans Personen selbst schon konfrontiert sahen, oder sich sogar identifizieren können. Jedoch demonstrieren die Protagonisten auch teils äußerst problematisches Verhalten und nicht nur ein Konfliktthema der trans Community wird in dieser Geschichte durchgekaut. Doch nicht zuletzt wegen den wiederkehrenden In-Jokes liest sich das Buch erfrischend genüsslich.

Eine ehrliche, schonungslose und sicherlich polarisierende Auseinandersetzung mit Weiblichkeit, Elternschaft und einem queeren Familienbild.